Kehricht, Sperrgut oder Textilien grün sammeln – Kloten zeigt’s vor!

Die Stadt Kloten will ihre CO2-Emissionen reduzieren. Dazu vergibt die Stadt Submissionen mit Elektrofahrzeugen für die Sammeltouren von Kehricht, Sperrgut, Grüngut und Textilien. Welche Kriterien dabei gelten und nach welchem Vorgehen die Submissionen vergeben werden, erklärt Dr. Daniel Martinelli, Leiter Umwelt.

Lastwagen beladen mit Kisten die ein recycling Symbol tragen

Herr Martinelli, in Ihren Submissionen für die Sammeltouren von Kehricht, Sperrgut und Grüngut verlangen Sie seit kurzem, dass die dafür vorgesehenen Fahrzeuge batterieelektrisch betrieben sein müssen. Warum ist das der Stadt Kloten wichtig?

Die Stadt Kloten hat in der Gemeindeordnung einen Nachhaltigkeitsartikel, welcher einen Absenkpfad in den CO2-Emissionen verlangt. Unsere Gesamtenergiestrategie sieht deshalb auch vor, dass wir die Stadt Kloten, wo immer möglich, fossilfrei versorgen. Dieses Prinzip wenden wir in Submissionen auch für Dienstleistungen an und verlangen, wo möglich, Transporte mit Elektrofahrzeugen.

Was genau heisst das für Anbietende? Welche Kriterien müssen diese «batterieelektrisch» betriebenen Fahrzeuge aufweisen, damit sie bei der Submission berücksichtig werden können?

Die Fahrzeuge dürfen nur rein batterieelektrisch fahren. Hybride Fahrzeuge mit beispielsweise Brennstoffzellen oder Diesel sind nicht zugelassen. Auch wenn diese batterieelektrisch fahren und theoretisch mit Biogas, Biodiesel oder grünem Wasserstoff betankt werden könnten.

Batterieelektrische, schwere Nutzfahrzeuge sind auf dem Markt noch nicht sehr verbreitet, d.h. diese haben längere Lieferfristen. Wie wurde damit bei den Submissionen umgegangen?

Das ist teilweise so. Wir erlauben daher zur Überbrückung fossile Ersatzfahrzeuge. Die Elektrofahrzeuge müssen aber spätestens vier Wochen nach dem Zuschlag der Submission bestellt werden. Geschieht dies nicht, wird der Zuschlag zurückgezogen und die zweitplatzierte Anbieterin bzw. der zweitplatzierte Anbieter erhält den Auftrag.

Elektrokehrichtfahrzeuge sind z.B. etwa doppelt so teuer wie konventionelle Fahrzeuge. Haben Sie diesen Fakt bei Ihrer Submission berücksichtigt? Mit was für Mehrkosten muss man hier rechnen?

Das war tatsächlich eine gewisse Unsicherheit bei der Ausschreibung der Kehrichtentsorgung. Im Vorfeld haben wir diesbezüglich bei Entsorgungsexperten nachgefragt und diese haben uns einen Mehrpreis pro Tonne transportierten Kehricht von ca. 20 Prozent prognostiziert. Das hat sich auch so bewahrheitet.

Eine ähnliche Submission haben Sie auch für die Textilsammlung ausgeschrieben. Unterschieden sich hier die Kriterien für die Submission?

Die Eignungskriterien waren dieselben. Allerdings ist bei der Textilsammlung die Beschaffung der Fahrzeuge viel einfacher. Hier werden Transporter bis 3,5 Tonnen eingesetzt, diese sind am Markt problemlos erhältlich.

Was haben Sie für Erfahrungen im Rahmen dieser beiden Submissionen gemacht? Haben sich viele Anbietende beworben?

Bei der Submission der Kehrichtsammlung haben zwar nicht alle Anbieter in der Region mitgeboten. Trotzdem hat in unserem Fall der Markt gespielt und wir haben gute Angebote erhalten. Bei der Textilsammlung war das Thema Elektrofahrzeuge absolut kein Thema und auch kein Kostentreiber.

«Bei der Submission der Kehrichtsammlung haben zwar nicht alle Anbieter in der Region mitgeboten. Trotzdem hat in unserem Fall der Markt gespielt und wir haben gute Angebote erhalten.»

Was würden Sie anderen Gemeinden empfehlen, die in Zukunft ebenfalls bei der Beschaffung von Dienstleistungen die Verwendung von batterieelektrischen Fahrzeugen berücksichtigen wollen?

Um sicher zu sein, dass keine fossilen Treibstoffe zum Einsatz kommen, verlangen wir bewusst rein batterieelektrische Fahrzeuge. Wir haben auch die Möglichkeit diskutiert, bei den Zuschlagskriterien den CO2-Ausstoss der Fahrzeuge zu bewerten. Hier könnten auch Angebote mit hybriden Fahrzeugen und grünen Treibstoffen den Zuschlag erhalten. Allerdings sind diese Treibstoffe auf dem Markt nicht erhältlich, daher müssen faktisch fossile Treibstoffe eingesetzt und mit CO2-Zertifikaten kompensiert werden. Das ist aus unserer Sicht keine nachhaltige Lösung, um den Verbrauch fossiler Treibstoffe zu reduzieren.

«Die Frage der Reichweite der Fahrzeuge muss genau angeschaut werden.»

Bei Spezialfahrzeugen ist es wichtig, im Vorfeld abzuklären, ob diese Fahrzeuge tatsächlich bereits auf dem Markt verfügbar sind. Und die Frage der Reichweite der Fahrzeuge muss genau angeschaut werden. Je nach Topographie einer Gemeinde oder bei weiten Autobahnfahrten kann es sein, dass ein rein batterieelektrisches Fahrzeug nicht in jedem Fall die richtige Wahl ist.


Über den Leiter Umwelt der Stadt Kloten

Herr Dr. Daniel Martinelli ist seit 2018 Leiter Umwelt der Stadt Kloten. Er ist für die Themen Klimaschutz, Umweltschutz, Naturschutz und nachhaltige Energiepolitik zuständig.

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