Praxisbeispiel Mobilitätskonzept: Gemeinde Rüti
Standort/Rahmenbedingungen
Die Gemeindeverwaltung beschäftig ca. 130 Mitarbeitende (inkl. Mitarbeitende der Schulverwaltung). Die meisten Arbeitsplätze der Gemeinde befinden sich im Zentrum Rütis, einige befinden sich in Aussenstellen (Bibliothek, Polizei, ARA).
Die Gemeinde ist gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen, alle 15 Minuten fährt von Rüti ein Zug in Richtung des Hauptbahnhofs Zürich, die Fahrzeit von Zürich nach Rüti beträgt eine halbe Stunde. Eine Bushaltestelle befindet sich in etwa 100 Meter Gehdistanz vom Gemeindehaus. Ebenfalls verfügt die Gemeinde Rüti über eine attraktive Velo- und Fussgängerinfrastruktur. Weiter besteht auch die Möglichkeit den Arbeitsweg mit dem Auto zurückzulegen. Hierfür verfügt die Gemeindeverwaltung über 46 kostenpflichtige Parkplätze. Die Parkplätze für Fahrräder, Mofas oder Motorräder sind von der Gebührenpflicht ausgenommen. Zwei dieser 46 Parkplätze sind für elektrisch betriebene Fahrzeuge vorgesehen, welche über die Plattform «Mobility» gemietet werden können.
Ausgangslage/Motivation
Die Gemeinde Rüti ist Energiestadt Gold und hat Energie- und Klimaziele, die auf Verordnungsstufe (Klimaverordnung) festgelegt sind. Sie verfolgt die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft konsequent und arbeitet mit über 40 Massnahmen daran, diese Ziele zu erreichen. Betreffend Verkehr und Mobilität formulierte der Gemeinderat von Rüti im November 2022 in der seiner Strategie «Rüti leben, Rüti gestalten» folgende strategischen Leitsätze:
- Rüti ist ein Vorbild als Energiestadt Gold und verfolgt die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung konsequent.
- Ein gut ausgebautes Angebot des öffentlichen Verkehrs sowie ein vorbildliches Fuss- und Radwegnetz reduzieren den motorisierten Individualverkehr deutlich.
Die folgenden Leitsätze des Energiekonzeptes zum Thema Mobilität aus dem Jahr 2014 berücksichtigten bereits damals die bereits erwähnte Vision:
- Starker öffentlicher Verkehr
- Bewusster Umgang mit Individualverkehr
- Nachhaltige Mobilität sicherstellen und den Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) am Modalsplit reduzieren
Das Mobilitätskonzept bildet die Basis des gemeindeeigenen Mobilitätsmanagements und gehört zu den Energiestadtmassnahmen, welche die verkehrsbedingten Emissionen der Verwaltung reduzieren. Es wurde am 1. September 2020 verabschiedet und trat am 1. Januar 2021 in Kraft. Mit weiteren Massnahmen, die nicht integrativer Teil eines Mobilitätsmanagements sind, versucht die Gemeinde die verkehrsbedingten Klimagasemissionen zu reduzieren (Schaffung Fussgänger- und Velofreundlicher Infrastruktur, Veloförderung für Private, Förderung Mobilitätskonzepte für KMU’s und Arealüberbauungen, Sensibilisierungsaktionen).
Massnahmen
Umgesetzt:
Durch das Gemeindeeigene Mobilitätskonzept wurden nachfolgende Punkte bereits umgesetzt:
- Kostenpflichtiges Parkieren (zu +/- Marktpreise) auf allen öffentlichen Parkplätzen der Gemeinde, ein Teil der Einnahmen fliesst in die Finanzierung des Mobilitätsbonus
- Mobilitätsbonus: Mitarbeitende, welche sich für ein Jahr verpflichten mit dem ÖV, dem Fahrrad oder zu Fuss den Arbeitsweg zurückzulegen, erhalten einen Mobilitätsbonus. Dieser kann entweder in Form eines ermässigten Streckenabonnements in Kombination mit Erweiterung des Streckenabonnements auf alle Zonen des Kanton Zürichs (ZVV-Bonus-Pass) oder in Form einer Auszahlung mit dem Lohn erstattet werden.
- Das Arbeiten im Homeoffice wird soweit möglich gefördert, da dadurch die Umwelt sowie die vorhandenen Infrastrukturen entlastet werden.
- Mobility-Elektrofahrzeuge: Die Gemeindeverwaltung verfügt über zwei Mobility-Elektrofahrzeuge, welche den Mitarbeitenden täglich von 07.30-18.00 Uhr zur Verfügung stehen, um die berufliche Mobilität abzudecken. Ausserhalb der erwähnten Zeiten stehen diese Fahrzeuge allen Mobility-Nutzenden zur Verfügung.
- Die Gemeindeverwaltung verfügt über sechs Dienstvelos für die berufliche Mobilität
- Die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit an der «bike to work challenge» teilzunehmen. Jährlich beteiligen sich mehrere Teams der Gemeindeverwaltung daran.
- Sowohl im Gemeindehaus wie auch in den meisten Aussenstellen sind Duschen vorhanden, welche u.a. ein Velopendeln über längere Strecken möglich machen.
In Umsetzung:
- Die Gemeinde Rüti hat ein neues Velokonzept erstellt, womit die Einwohnenden der Gemeinde motiviert werden sollen vermehrt auf das Fahrrad umzusteigen. Die Veloinfrastruktur soll ausgebaut werden, damit wichtige Attraktoren bzw. wichtige Mobilitätsschnittstellen und Zielorte sicher und komfortabel erreicht werden können. Zudem soll eine verbesserte Kommunikation die vorhandene Veloinfrastruktur bekannter machen.
Mögliche weitere Massnahmen, zu prüfen:
- Carvelo2go: Eine Plattform für e-Cargobike-Sharing erstellen
- Elektroveloverleih
- E- Schulbus
Kosten
Das Erstellen des Mobilitätskonzepts kostete rund 27'500 CHF.
Wie wurden diese Massnahmen gewählt
Die Gemeindeverwaltung beauftragte die PLANAR AG für Raumentwicklung mit der Ausarbeitung eines Mobilitätskonzeptes. Die Ausgangslage, die Ziele und die Grundsätze für das Konzept wurden im Einklang mit den Legislaturzielen der Gemeinde festgehalten. Die Mitarbeitenden wurden nach Fertigstellung des Mobilitätskonzeptes über dieses als auch über die Ziele der Gemeinde im Bezug auf Mobilität, Energie und Umwelt informiert. Neueintretende Mitarbeitende werden stets über das Mobilitätskonzept informiert.
Zielsetzung/Ausblick
Durch das Mobilitätskonzept der Gemeinde Rüti konnten die Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung bezüglich einer nachhaltigen Mobilität sensibilisiert werden. Auch wurden Anreize für die Mitarbeitenden geschaffen den Arbeitsweg mit ÖV, Velos oder zu Fuss zurückzulegen, welche auch genutzt werden. Dennoch besteht noch Potential weitere Mitarbeitende zu motivieren als auch ausserhalb der Gemeindeverwaltung weitere Betriebe zu motivieren sich ebenfalls für eine nachhaltige Mobilität einzusetzen. Im Rahmen der Energiestadt Rüti werden deshalb das Erstellen von Mobilitätskonzepten für Unternehmen sowie Aktivitäten der Einwohnenden zur Veloförderung, durch finanzielle Unterstützung gefördert.
Wirkung der Massnahmen
Zurzeit nutzen 52 Mitarbeitende der Gemeindeverwaltung den Mobilitätsbonus und 12 Mitarbeitende nahmen 2022 an der «bike to work challenge» teil. Von den 52 Mitarbeitenden, die einen Mobilitätsbonus beziehen, erhalten 44 Personen diesen in Form einer Auszahlung mit dem Lohn und acht Personen profitieren von einem ZVV- Bonus-Pass. Durch den ZVV-Bonus-Pass können die Mitarbeitende das Streckenabonnement von ihrem Wohnort zum Arbeitsort zu einem reduzierten Preis beziehen. Gleichzeitig wird dieses Streckenabonnement von der SBB jeweils zu einem Bonus-Pass aufgewertet, wodurch an 365 Tagen eine Fahrt im gesamten Verkehrsverbund ZVV gewährt ist. Dadurch wird das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel im Raum des Kantons Zürich für die Mitarbeitenden auch in ihrer Freizeit attraktiver.
Zudem konnte laut einer Mitarbeiterumfrage durch das Einführen der Parkierungsgebühren im Jahr 2017 der Anteil von Personen, welche den Arbeitsweg mit dem Auto zurücklegten, zwischen 2013 und 2018 um fünf Prozent gesenkt werden. Somit konnte der Anteil des MIV der Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung etwas verringert werden, sodass Anfang März 2023 rund 40% (52 Personen) nicht mit dem Auto zur Arbeit erscheinen.
Erfahrungen/Herausforderungen
Die Erhebung der Pendlermobilität der Mitarbeitenden zeigte sich als Herausforderung, da diesbezüglich zwei unterschiedlicher Umfragen gemacht wurden, die aufgrund unterschiedlicher Methoden und verschiede berücksichtigten Mitarbeitenden nur beschränkt vergleichbar sind.
«Es freut uns, dass 52 Mitarbeitende den Mobilitätsbonus nutzen und ihren Arbeitsweg entweder mit dem ÖV, Fahrrad oder zu Fuss zurücklegen. Sie leisten so einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigeren Mobilität.»
Thomas Ziltener, Gemeindeschreiber
Weitere Informationen
Energie- und Klimaschutzmassnahmen Rüti
Velokonzept Rüti
Fördermassnahmen der Energiestadt Rüti zur Mobilität
Über die Gemeinde Rüti
Die Gemeinde Rüti ist seit 2003 «Energiestadt», seit dem Jahr 2015 ist sie Trägerin des European Energy Award GOLD. Im Jahr 2020 erhielt sie im Rahmen der Rezertifizierung erneut das Goldlabel. Im Rahmen der Energiestadt setzt sich Rüti als Gemeinde mit rund 12'900 Einwohnenden kontinuierlich für eine effiziente Nutzung von Energie, den Klimaschutz und erneuerbare Energien sowie umweltverträgliche Mobilität ein.
Ihr Ansprechpartner bei Fragen
Josef Hunkeler
Leiter Abteilung Umwelt
Breitenhofstrasse 30
8630 Rüti